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Die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats

67 Jahre
Deutschland
Rentner
(ehem. Berufsschullehrer)

 

 

1. Ist im XXI Jahrhundert, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und politischen Veränderungen in der Welt, die in hundert Jahren seit dem Großen Oktober stattgefunden haben, der Sieg der sozialistischen Revolution in einem einzelnen Land oder innerhalb einer großen Region möglich?

Grundsätzlich beides, aber das hängt sehr von den vorhandenen Ressourcen ab. Weil es heute nicht absehbar ist, wo und wann der nächste Anlauf zum Sozialismus starten wird, kann man das nicht voraussagen – und muss man auch nicht. Diejenigen, die dann handeln werden, werden sich nach den aktuellen Gegebenheiten verhalten müssen und werden die sehr viel genauer kennen als wir heute.

Falls die Frage darauf abzielt, die Möglichkeit einer sozialistischen Revolution und ihren Inhalt wegen „der wirtschaftlichen und politischen Veränderungen in der Welt, die in hundert Jahren seit dem Großen Oktober stattgefunden haben“, grundsätzlich zu verneinen oder wesentlich zu modifizieren, so ist einer solchen Sichtweise schäfstens zu widersprechen. Kapitalismus ist noch immer Kapitalismus und Imperialismus ist noch immer Imperialismus und müssen durch die sozialistische Revolution und den Aufbau des Kommunismus überwunden werden.

2. Mit Blick auf die Erfahrungen der Länder der linken Wende in Lateinamerika der zwei letzten Jahrzehnte, ist der Sieg der Revolution durch einen unbewaffneten (oder wie es öfter genannt wird – friedlichen) Weg möglich? Ist es möglich, dass die Arbeiter in breiter Volksfront mit bürgerlichen Wahlmechanismen an die Macht kommen?

Der so genannte „friedliche (oder auch parlamentarische) Weg zum Sozialismus“ ist eine opportunistische Erfindung Chuschtschows, die Orientierung ist antisozialistisch und hat mehrere große und stolze kommunistische Parteien zerstört sowie revolutionäre Anläufe in Italien und Frankreich verhindert, in Chile zur Katastrophe einer faschistischen Konterrevolution geführt und bringt in den Ländern Lateinamerikas sicherlich einige Erleichterungen für die ärmeren Teile der Gesellschaft, rüttelt aber nicht an den Eigentums- und damit an den tatsächlichen Machtverhältnissen. Ebenso verhält es sich mit einer breiten Volksfront mit bürgerlichem Wahlmechanismus. Wobei das Problem das Festhalten am Parlamentarismus, damit am kapitalistischen Staat, ist

3. Gilt heute noch die Notwendigkeit einer Diktatur des Proletariats und wie können die Formen Ihrer Umsetzung sein? Bei der Beantwortung dieser Frage beachten Sie bitte, dass der Begriff „Proletarier“ aufgrund der wissenschaftlich-technischen Revolution, Bildung der Bevölkerung und so weiter noch geklärt werden soll.

Zunächst zum Begriff „Proletariat“. Dieser Begriff ist nicht durch die Art der Werkzeuge und die Anwendung von Technik bestimmt, sondern durch die Klassenlage. Von der Dampfmaschine bis zum Industrieroboter und der viel diskutierten „künstlichen Intelligenz“ hat sich eine gewaltige Produktivitätssteigerung vollzogen. Trotzdem arbeiten auch heute noch Menschen - in Deutschland sogar eine größere Anzahl als im vergangenen Jahrhundert -, und diese gehören zum Proletariat. Dass sie heute im Durchschnitt besser gebildet (eigentlich muss man sagen: berufsqualifiziert, denn Bildung ist etwas Allseitiges) sind als z.B. ein Kohleschaufler des 19. Jahrhundert, ändert nichts an ihrer Klassenzugehörigkeit. Die bestimmt sich nämlich durch die einfache Tatsache, dass ein Proletarier bzw. eine Proletarierin nichts anders zum Verkaufen hat als seine/ihre Arbeitskraft.

Nun zur Frage der Diktatur des Proletariats: Selbstverständlich gibt es auch heute noch die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats. Erstens kann ohne sie keine planmäßige Wirtschaft aufgebaut werden und zweitens kann ohne sie die Bourgeoisie nicht entmachtet werden – siehe die Kritik am „friedlichen Weg“ und an der „Volksfrontpolitik“.

4. Ist der Sieg der Revolution in den USA und anderen Zentren des globalen Imperialismus in einer absehbaren Zukunft möglich?

Grundsätzlich ist das System des Imperialismus unproduktiv, Tod bringend, die Mehrheit der Weltbevölkerung knechtend, es produziert Kriege, Hunger, Verelendung, aber bisher war es so, dass das System des Imperialismus am schwächsten Kettenglied zerbricht (Lenin). Wahrscheinlich wird das auch in Zukunft so sein, was heißen würde, dass „der Sieg der Revolution in den USA und anderen Zentren des globalen Imperialismus“ natürlich nie unmöglich, aber zunächst auch nicht sehr wahrscheinlich ist. Aber wir sind alle keine Propheten. Man kann keine Revolution „machen“, aber man kann „für die Revolution arbeiten“, sagt Lenin. Das müssen alle kommunistischen Parteien tun.

5. Was sind die Ursachen für den Tiefstand der kommunistischen Bewegung in der Welt? Wir stellen diese Frage mit Schmerz, aber es ist unmöglich zu ignorieren, dass in vielen Ländern Bewegungen, die sich absichtsvoll von Politik distanzieren, oder rechtsextremen, populistischen und geradezu demagogischen Charakter zeigen, eine größere Zahl Unterstützer unter den Arbeitenden und Ausgebeuteten finden als Kommunisten.

Die Antwort ist sehr einfach: Die Konterrevolution in Europa sowie in China und Vietnam. Das sind äußerlich zwei unterschiedliche Arten der Konterrevolution.

In Europa sind die Länder, die ehemals sozialistisch waren, zum Teil zerschlagen, zum Teil neokolonial usurpiert worden. Nur Russland behauptet noch etwas, was man Selbstständigkeit nennen kann – aber als kapitalistisches Land. Die kommunistischen Parteien, die an der Macht waren, wurden zerstört. Der Marxismus-Leninismus ist gründlich diskreditiert. Die kommunistische Bewegung ist desorientiert und in weiten Teilen von Revisionismus zerfressen. Der Sozialismus kommt im Alltagsbewusstsein so gut wie nicht mehr vor und erscheint dem Proletariat zur Zeit nicht als Alternative. Aber der Imperialismus arbeitet daran, dass das anders wird.

China (und Vietnam) sind ohne äußere Konterrevolution zum Kapitalismus übergegangen. Die Partei hat zunächst das Erstarken des Revisionismus zugelassen und ist in dessen Gefolge zu einer kapitalistischen Wirtschaftspolitik übergegangen, so dass sie von der Partei des Proletariats zur Partei der neuen Bourgeoisie wurde. Auch das ist natürlich keine Werbung für die sozialistische Planwirtschaft.

Wir leben noch immer in einer zutiefst konterrevolutionären Phase. Aber bis zu einem neuen Aufschwung der kommunistischen Bewegung wird es nicht mehr lange dauern. Leider gründet sich mein Optimismus hier nicht auf unsere Stärke oder unsere Möglichkeiten, sondern auf die oben angesprochenen Auswirkungen des Imperialismus, aber wenn wir uns nicht vollkommen blöd anstellen, sollte uns die Brutalität der Realität die Möglichkeit eröffnen, eine menschliche Zukunft aufzeigen zu können.

6. Ist in der modernen Welt die Existenz der Kommunistischen Parteien auf nationaler Ebene gerechtfertigt? Wie sehen heute und in der Zukunft die Logik und die Perspektiven der Entwicklung einer kommunistischen Partei aus?

Selbstverständlich brauchen wir kommunistische Parteien auf nationaler Ebene, und selbstverständlich brauchen wir internationale Kooperation, Verabredung und Synchronisierung. Auf internationaler Ebene gibt es widersprüchliche Entwicklungen. Neben zutiefst im revisionistischen Sumpf versinkenden Initiativen gibt es auch ermutigende Anzeichen. Logik und Perspektiven der Entwicklung der kommunistischen Partei haben sich seit Lenin nicht verändert.

7. Warum bringen die alten Formen des wirtschaftlichen Kampfes, wie Streik, nicht mehr die gewünschten Ergebnisse für die Arbeiter? Welche Formen des politischen und wirtschaftlichen Kampfes in der modernen Situation sind möglich und notwendig?

Streiks werden in Deutschland von den sozialdemokratischen Gewerkschaften entweder sowieso vermieden oder nur halbherzig geführt. Man kann also nicht pauschal sagen, dass Streiks nicht die gewünschten Ergebnisse für die Arbeiter bringen würden. Würden sie konsequent geführt, brächten sie auch Ergebnisse. Das Problem ist, dass Streiks von den Gewerkschaften nicht konsequent geführt werden. Die deutschen Gewerkschaften verstehen sich nicht als Opposition gegen Kapital und bürgerlichen Staat, sondern als Mitgestalter der kapitalistischen Gesellschaft.

8. Welche praktischen Formen der internationalen Solidarität der Arbeiter sind heute und morgen möglich und notwendig?

Diese Frage übersteigt meinen Horizont. Ich weiß weder, was heute möglich wäre und erst recht nicht, was morgen möglich sein könnte. Für internationale Solidarität bräuchte es ein entwickeltes Bewusstsein der Arbeiter als Proletarier, also als Klassenbrüder. Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt.


  • Für die Dekoration des Artikels wurde ein Gemälde des englischen Künstlers David Newton verwendet