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Deutschland
- [ru] В 20-м веке ревизионизм занял господствующее положение и медленно дискредитировал социализм и коммунизм
- [de] Im 20. Jahrhundert gewann der Revisionismus Oberwasser und diskreditierte langsam den Sozialismus und Kommunismus
1. Ist im XXI Jahrhundert, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und politischen Veränderungen in der Welt, die in hundert Jahren seit dem Großen Oktober stattgefunden haben, der Sieg der sozialistischen Revolution in einem einzelnen Land oder innerhalb einer großen Region möglich?
Der Sieg des Sozialismus in einem Land ist meiner Meinung nach davon abhängig, um welches Land es sich handelt. Während der revolutionären Umgestaltung ist es unerlässlich, sich möglichst selbst zu versorgen. Das heißt, es müssen sowohl die Versorgung mit Lebensmitteln als auch mit den grundlegendsten Konsumgütern sichergestellt werden. Ein entwickeltes Industrieland, dessen Landwirtschaft vernachlässigt und seine Lebensmittel von außen eingeführt werden, müsste zunächst während der Revolution seine Landwirtschaft umgestalten. Dies würde wiederum einige Zeit in Anspruch nehmen, in der es der Reaktion gelingen könnte, ihre alte Macht wiederzuerlangen. Beispiele, wie Venezuela zeigen, dass selbst Länder, die lediglich eine linke Regierung haben, von Sanktionen in die Knie gezwungen werden. Sollte der Sozialismus in einem Land aufgebaut werden, wird die internationale Reaktion eine sehr viel härtere Gangart anschlagen, bis hin zur kriegerischen Intervention; zu nennen sei hierbei der Russische Bürgerkrieg. Daher bin ich der Ansicht, dass der Sozialismus in einem ausreichend großen Land oder einer Region möglich ist. Als mögliche Länder, in denen ich mir ein solches Szenario vorstellen kann, sehe ich Russland und die Länder der ehemaligen UdSSR sowie die osteuropäischen Länder, da hier eine überwiegend großräumige und rentable Landwirtschaft aufgebaut wurde und vielfach bis heute erhalten ist. Die Industrie lässt sich von Grund auf aufbauen, wie die frühe Sowjetunion und die DDR beweisen.
2. Mit Blick auf die Erfahrungen der Länder der linken Wende in Lateinamerika der zwei letzten Jahrzehnte, ist der Sieg der Revolution durch einen unbewaffneten (oder wie es öfter genannt wird – friedlichen) Weg möglich? Ist es möglich, dass die Arbeiter in breiter Volksfront mit bürgerlichen Wahlmechanismen an die Macht kommen?
Dass die Arbeiter in einer bürgerlichen Wahl an die Macht kommen, ist durchaus möglich. Die linken Regierungen von Chile oder jüngst von Bolivien sind durch einen solchen Weg an die Staatsspitze gelangt. Ein solcher Erfolg zeigt dabei eindrucksvoll die breite Unterstützung im Volk. Es ist jedoch wichtig, diese Macht zu erhalten und eine sozialistische Umgestaltung durchzuführen; auch gegen den Widerstand der alten Kräfte. Es wird also spätestens mit der - um es so zu sagen - Revolution von oben nötig sein, diese gewaltsam zu verteidigen. Eine Arbeiterregierung kann nicht dauerhaft in einem bürgerlichen System herrschen, sondern muss eine Diktatur des Proletariats errichten.
3. Gilt heute noch die Notwendigkeit einer Diktatur des Proletariats und wie können die Formen Ihrer Umsetzung sein? Bei der Beantwortung dieser Frage beachten Sie bitte, dass der Begriff „Proletarier“ aufgrund der wissenschaftlich-technischen Revolution, Bildung der Bevölkerung und so weiter noch geklärt werden soll.
Der bürgerliche Staat ist eine Form der reaktionären Regierung und wird stets wieder hin zum Faschismus neigen. Erst in einer Regierungsform von den Arbeitern für die Arbeiter wird diese Entwicklung, wenn auch nicht gänzlich verhindert, so doch zumindest erheblich abgeschwächt. Umgesetzt sollte dieses System durch die direkte Demokratie von unten nach oben, denn nur so ist die Herrschaft des Volkes wirklich umsetzbar.
4. Ist der Sieg der Revolution in den USA und anderen Zentren des globalen Imperialismus in einer absehbaren Zukunft möglich?
Ich denke nicht, dass eine sozialistische Revolution in den derzeitigen imperialistischen Zentren möglich ist. Der Grund liegt in der materiellen Sättigung der Arbeiter, deren Lage sich zwar verschlechtert, aber dafür andere Gründe genannt werden als der Kapitalismus an sich. Stattdessen werden leicht verständliche Verschwörungstheorien erfunden. Durch die staatlich und gesellschaftlich kultivierte Dummheit sind die Massen für die abwegigsten Theorien zu ihrer Lage empfänglich. Darum glaube ich nicht, dass in absehbarer Zukunft eine Revolution in den Zentren des Imperialismus möglich ist, denn Verschwörungstheorien haben derzeit Hochkonjunktur.
5. Was sind die Ursachen für den Tiefstand der kommunistischen Bewegung in der Welt? Wir stellen diese Frage mit Schmerz, aber es ist unmöglich zu ignorieren, dass in vielen Ländern Bewegungen, die sich absichtsvoll von Politik distanzieren, oder rechtsextremen, populistischen und geradezu demagogischen Charakter zeigen, eine größere Zahl Unterstützer unter den Arbeitenden und Ausgebeuteten finden als Kommunisten.
Die kommunistische Bewegung hat seit einigen Jahrzehnten eine Talfahrt erlebt. Im 20. Jahrhundert gewann der Revisionismus Oberwasser und diskreditierte langsam den Sozialismus und Kommunismus. Nach dem Zusammenbruch in den 1990er Jahren wurden Armut und Arbeitslosigkeit von den neuen Machthabern dem Sozialismus zugerechnet, obwohl dies Ausdruck des Kapitalismus sind. Die staatliche Propaganda, die sich auch in der Gesellschaft verfestigt hat, war in den letzten 30 Jahren äußerst erfolgreich. In Zeiten steigender Ausbeutung, verringerter sozialer Fürsorge und wachsender Gegensätze suchen die Menschen Schutz unter ihresgleichen und fördern Nationalismus und Faschismus. Hier finden die Menschen einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Der Sozialismus ist dagegen sehr viel schwieriger zu verstehen und bedarf des Einsatzes jedes Einzelnen. Leider neigen die Menschen zu Einfachheit und Bequemlichkeit, was der kommunistischen Bewegung das Wasser abgräbt,
6. Ist in der modernen Welt die Existenz der Kommunistischem Parteien auf nationaler Ebene gerechtfertigt? Wie sehen heute und in der Zukunft die Logik und die Perspektiven der Entwicklung einer kommunistischen Partei aus?
Kommunistische Parteien sind als Avantgarde-Parteien und Organisation der Arbeiterklasse wichtig und notwendig. Ein Kommunistische Partei muss bei den Menschen ganz unten an der Basis anfangen und möglichst auf nationaler Ebene präsent sein. Dabei sind gegenseitige Solidarität wichtig. Jeder Staat hat seine eigene Entwicklungen und Probleme. Genau darauf müssen sich Arbeiterparteien einstellen.
7. Warum bringen die alten Formen des wirtschaftlichen Kampfes, wie Streik, nicht mehr die gewünschten Ergebnisse für die Arbeiter? Welche Formen des politischen und wirtschaftlichen Kampfes in der modernen Situation sind möglich und notwendig?
Anders als noch vor 100 Jahren haben Lebensqualität und Konsumgüterversorgung sehr stark zugenommen. Die Menschen sind damit eher saturiert und haben weniger Gründe für einen Arbeitskampf. Zudem ist es heute einfacher, missliebige Arbeiter zu entlassen und durch billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland zu ersetzen. Die Arbeiterklasse muss neue Kampfformen für sich entdecken.
8. Welche praktischen Formen der internationalen Solidarität der Arbeiter sind heute und morgen möglich und notwendig?
Solidarität kann sich sehr unterschiedlich ausdrücken: Demonstrationen, Informationsveranstaltungen, gemeinsame Treffen. Vor allem Information ist wichtig, um die Anliegen der Arbeiter in die Öffentlichkeit zu tragen.